Rumänien - Bulgarien

 

„Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“ So soll es Augustinus geschrieben haben. Ich mag diesen Satz und stimme ihm voll zu. Mag Augustinus auch vor Google & Co. gelebt haben, diese Brücken in die globalisierte Welt sind eben doch nur Krücken. Wir können uns tausend Fotos von einem fernen Ort im Netz anschauen. Stehen wir dann davor, sagen wir oft, dass es in echt noch viel schöner ist.

 

So zum Beispiel dort, wo die Donau als Grenzfluss zwischen Rumänien und Serbien verläuft. Ich fühlte mich an die gewundene Straße erinnert, die man entlang der Adriaküste am Rande von Kroatien oder Montenegro fährt. Auf der einen Seite Felsen und Hügel und auf der anderen Seite, etwas tiefer, das Wasser. Ab und an kleine Orte, deren unzählige Hotels und Restaurants langsam in den Winterschlaf versinken.

 

Dieser Abschnitt der Donau galt früher für die Schifffahrt als gefährlichste Wegstrecke des ganzen Flusses. Man zog die Schiffe mit Eisenbahnen den kurvigen Fluss hinauf und durch die Stromschnellen. Die Zugstrecke exisitiert heute noch.

 

Hinter einer der Kurven blickt einem der letzte Daker-König Decebalus entgegen. Im Jahr 2004 wurde das 55 Meter hohe und 25 Meter breite Felsrelief fertiggestellt. Auf Initiative eines rumänischen Geschäftsmannes entstand an dieser Stelle das größte Felsrelief Europas und König Decebalus thront über dem Eisernen Tor.

 

Bei Dubova fanden wir einen gemütlichen Stellplatz und hatten auf der Karte eine Höhle eingezeichnet gesehen. Zwei Nächte blieben wir an dem Platz und feuerten wegen der Kälte und dem Regen sogar erstmals unseren Ofen an.

 

Am ersten Morgen weckte uns die Grenzpolizei. Das kennen wir nun ja schon. Der Beamte sprach Englisch, kontrollierte kurz unsere Ausweise und wies uns dann noch darauf hin, dass eben ganz in der Nähe diese Höhle sei und dass wir gern bleiben dürfen. Von der Höhle wussten wir allerdings schon, denn wir waren gleich nach der Ankunft am Bach entlang genau dorthin gewandert. Trotz Regen.

 

Vor der Höhle liegt als Warnung ein total zerknautschtes Autowrack. Das ist von der darüber verlaufenden Straße abgestürzt. Da ging der Grusel schon los. In der Höhle selbst, die riesengroß ist und frei zugänglich, ging es aufregend weiter. Sie öffnet sich am Ende eines kleinen Bachtals und endet dann etwa 500 Meter weiter direkt am Ufer der Donau.  Über Felsen und Leitern muss man den Eingang erklettern. Durch ihre gewundene Form, kann man in der Mitte keinen der Ausgänge sehen, es ist absolut still und dunkel. An den überhängenden Wänden hängen Fledermäuse und bei Hochwasser kann wohl auch schon mal Wasser in der Höhle stehen. Zum Glück hatten wir Kopflampen und festes Schuhwerk dabei. Ein beeindruckendes Naturphänomen.

 

Der Regen hielt an und wir fuhren weiter zur Grenze nach Bulgarien bei Calafat/Vidin. Zuvor übernachteten wir zwei Nächte auf einem Klosterparkplatz. Am Sonntagmorgen weckten uns Trommelschläge, Glockengeläut und Gesang, der vom Gottesdienst durch Lautsprecher nach draußen übertragen wurde.

 

Der Grenzübertritt war problemlos. Nur Ausweiskontrolle und ein kurzer Blick ins Innere. Schon waren wir in Bulgarien. Und schon schien wieder die Sonne. Der Liter Benzin kostet hier 2,40 Lewa, was umgerechnet 1,20 Euro sind. Die Straßen sind größtenteils sehr gut und frei. Unser erster Halt war die Magura-Höhle. Dort könnte man steinzeitliche Höhlenmalereien bestaunen, wenn sie denn geöffnet hätte. Als wir ankamen, stand nur ein weiteres Auto auf dem Parkplatz. Am Kassenhäusschen saßen dann aber erstaunlich viele Menschen. Die Höhle sei geschlossen, sagte man uns. Für zwei Jahre.

 

Später standen wir mit der Olga am Hinterausgang der Höhle auf einem ruhigen Parkplatz mit Seeblick und bemerkten, dass doch ab und an Führungen stattfinden. Der Herr, der uns weggeschickt hatte, war der Höhlenguide. Warum er uns die Höhle nicht zeigen wollte, bleibt sein Geheimnis. Im Netz kann man nachlesen, dass nur der Bereich mit den Malereien aktuell wegen Restaurationsarbeiten gesperrt sei, doch der ganze Rest durchaus begehbar.

 

Weiter ging es für uns nach Belgogradchik. Ein hügeliges kleines Bergstädtchen inmitten einer beeindruckenden Kulisse. Wir fühlten uns an das Elbsandsteingebirge und an das griechische Meteora erinnert.

 

Überall ragten vor unseren Augen aus dem herbstlichen Wald die braun-rot gefärbten Felsformationen wie Türme auf. Auf einer der größten Formationen wurde einst eine große Festung erbaut, die wir besichtigten (Eintritt 6 Lewa p.P. / Parkgebühr 6 Lewa).

 

Nach einer leckeren Pizza und dem freien WLAN vor der Polizeiwache fuhren wir zu einem kleinen Parkplatz am Rande des Stadtparks. Von dort aus wanderten wir etwa 2,5 Kilometer zwischen den Felsen umher, die Sonne kam heraus und die Landschaft glühte in all ihren Herbstfarben. Auch dieser Wanderweg führte uns wieder zu einer Höhle und bis zu deren Eingang gab es für Mensch und Hund einige Klettersteige zu bewältigen. Danach waren wir alle von diesem anstrengenden Tag ganz erschöpft.

 

Die Nächte sind mittlerweile richtig kalt, doch der Ofen ist noch nicht notwendig. Unsere dicke Decke wärmt uns gut. Die Hunde müssen im Winterfell auch nicht frieren. Nur Nella bekommt zum Schlafen momentan einen alten Pulli angezogen. Ihr Winterfell ist seit der letzten Schur noch nicht ausreichend nachgewachsen.

 

Von Belgogradchik ging es weiter über eine landschaftlich schöne Strecke bis Montana. Klingt wie eine Stadt im Wilden Westen, liegt aber im Wilden Osten. Bei Kaufland deckten wir uns mit Lebensmitteln ein, tankten voll und wagten uns auf den Petrohan-Pass. Die Straße 81 führt von Montana bis nach Sofia und überwindet dabei das Balkangebirge bis auf einer Höhe von 1400 Metern.

 

Der Aufstieg von Montana aus, liegt an der Nordwand des Gebirges und so lag an einigen Stellen sogar schon Schnee. Wo die Sonne nicht hinkam, hatte sich sogar auf den Pfützen Eis gebildet.

 

Unser Plan war, auf dem Pass eine schöne Stelle zu finden, die möglichst ruhig gelegen ist, wo wir möglichst in der Sonne stehen konnten (Wärme/Strom/Wäsche trocknen) und die möglichst gut erreichbar ist. Es hatte ja in den letzten Tagen auch hier geregnet, was einige Wege momentan für uns unbefahrbar macht.

 

Wenn man ganz oben auf dem Pass, neben einem Wasserreservoir von der Passstraße abzweigt und an einer Quelle vorbeifährt, dann erreicht man die alte Passstraße, die heute eher einem geschotterten Waldweg mit Schlaglöchern gleicht. Trotzdem ging unser Plan auf und wir fanden eine ideale Stelle für zwei Nächte auf dem Berg.

 

Die meisten Kühe sind schon von ihren Sommerweiden ins Tal getrieben wurden. In der Dämmerung konnten wir einige Hirsche und einen Fuchs beobachten. Nachts kam eine kleine Herde Pferde an unserem Platz vorbei, was wir nur an den Spuren am nächsten Morgen merkten.

 

Mittlerweile sind wir auch von diesem tollen Platz wieder bergab gefahren und stehen nun kurz vor Sofia. Wir nutzen hier die letzten warmen Sonnenstrahlen und hoffen, dass wir weiter im Süden wieder mehr davon treffen.

 

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