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Rumänien II

 

Vielfältige und Eindrucksvolle Tage liegen hinter uns. Rumänien bietet uns zum wiederholten Male das volle Programm. Ich werde die Geschichte der letzten Tage einmal von hinten beginnen.

 

Heute ist Dienstag, der 19. September 2017, es ist 16 Uhr und wir sind in Campulung. Tatsächlich haben wir es wie geplant heute bis hierher geschafft. In den nächsten Tagen werden wir in dieser Stadt Freunde besuchen, die in einem privat geführten Heim für ehemalige Straßenhunde arbeiten. Der rumänische Verein „Asociata Anima“ leitet dieses Heim und wird vom deutschen „Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung e.V.“ tatkräftig unterstützt.

Die Hunde werden hier eingefangen, tierärztlich behandelt, gefüttert, betreut und zudem werden Hunde von Privatleuten kostenfrei kastriert, um zu verhindern, dass sich die Hundepopulation immer mehr vergrößert.

Für unsere drei Vierbeiner Wenzel (seit Mitte 2015 bei uns), Gandalf (seit Januar 2016) und Nella (seit Mitte 2016) ist dies quasi wie ein Besuch in der alten Heimat. Doch sie lassen es sich nicht anmerken.

 

An unserem Lieblingsplatz, wo wir die letzten Jahre immer gern übernachtet haben, wird momentan leider aus dem ehemaligen Schotterweg eine asphaltierte Straße. Uns wäre es lieber gewesen, sie hätten ein paar der Schlaglöcher auf den Hauptstraßen geschlossen.

 

Auf dem Weg ins Campulung am Rande der südlichen Karpaten, kurz vor der Walachei, haben wir einen kurzen Fotostopp im Touristenort Bran eingelegt. Dort steht das berühmte Dracula-Schloss. Der Graf soll dort angeblich einige Zeit verbracht haben.Für uns ist es hauptsächlich eine gute Gelegenheit, wohl schmeckenden Langos zu erstehen und dann auch zu verzehren.

Auf dem kurzen Fußweg vom Auto zum Imbiss treffe ich einen älteren Herrn aus Israel. Er spricht mich auf Deutsch an und fragt, was unser Kennzeichen „MSH“ zu bedeuten habe. Ich erkläre, dass wir aus dem unterschätzten Mansfeld-Südharz kommen. Daraufhin erzählt er mir, dass seine Mutter aus dem Main-Spessart-Gebiet (MSP) stammt. Er selbst lebe am See Genezareth in Israel und sei mit der Familie in Rumänien auf Reisen. Überaus freundlich lädt er uns ein, bei ihnen vorbeizuschauen, wenn wir mal in Israel sein sollten. Das wird auf dieser Reise wohl nicht passieren, bleibt aber vorgemerkt.

 

Gesehen hatten wir die Familie schon am Bärenpark in Zarnesti. Heute klingelte uns der scheußliche Wecker schon halb acht aus den Federn, denn wir wollten pünktlich um neun an einer Führung teilnehmen.

In diesem Park leben auf etlichen Dutzend Hektar, die in mehrere Areale unterteilt sind, knapp 100 Braunbären. Achtzig Prozent dieser Bären waren ehemals Zirkustiere, Tanzbären oder einfach zur Belustigung der Besitzer vor Hotels oder Restaurants in Käfigen gefangen. Seit 2005 verbietet ein Gesetz in Rumänien diese Haltung und eine engagierte Tierschützerin aus Brasov (Kronstadt) gründete daraufhin diese Auffangeinrichtung. Die restlichen Bären stammen aus der Wildnis, wo sie gefangen wurden, weil Grundstücksbesitzer in den Bergen ihre Höfe nicht ausreichend eingezäunt hatten und die Bären dort auf Futtersuche waren.

Es soll heute noch etwa vier- bis sechstausend Bären in freier rumänischer Wildbahn geben. Führungen gibt es in diesem Park nur vormittags in rumänischer und englischer Sprache. Der Eintritt kostet 40 Lei also etwa 10 Euro pro Person. Das Fotografieren ist für 50 Lei also etwa 12,50 Euro erlaubt.

Der Park beherbergt auch sechs Wölfe aus einem mittlerweile geschlossenen Zoo, die andernfalls getötet worden wären. Natürlich sind die Wölfe in einem eigenen Bereich untergebracht.

 

Einen Besuch kann ich nur empfehlen. Der Eintritt lohnt sich und kommt einem beeindruckendem Tierschutzprojekt zugute.

 

Gestern hatten wir ganz in der Nähe am Rande des Craiului-Nationalparkes einen hervorragenden Übernachtungsplatz gefunden. Ganz am Ende einer Straße durch den Ort Zarnesti erreicht man eine sogenannte „Picknick- and Camping-Area“. Von dort starten Wanderer aus allen Ländern zur Besteigung der höchsten Gipfel der südlichen Karpaten.

Unter anderem bewunderte dort auch eine Touristengruppe aus Dresden unsere Olga und wir kamen kurz ins Gespräch über das Woher und Wohin.

Nichts davon ahnend, dass wir diese Gruppe am nächsten Morgen auch im Bärenpark wiedertreffen würden. Als die Führung dort zuende ging und man gemeinsam zu den Autos lief, ereignete sich ein unerwarteter Vorgang.

 

Ich hatte wie üblich die Hecktüren geöffnet, um die Wassernäpfe der Hunde zu verschließen, damit diese während der Fahrt nicht überschwappen. Plötzlich trat eine Frau hinzu und fragte mich auf Deutsch, ob wir die Hunde aus Rumänien ausführen. Und während wir nun erklärten, dass diese vier Hunde unsere eigenen sind, die wir bereits aus der Heimat mitgebracht hätten und wohin unsere Reise noch führen soll und dass drei der Hunde dennoch aus Rumänien stammen und wir nun auch kurz davor wären, das Tierheim wieder zu besuchen – da trat nun die gesamte deutsche Touristengruppe hinzu inklusive der bereits erwähnten israelischen Familie. Jeder wollte etwas zu den Hunden wissen, alle durften Nella mal den Kopf streicheln und wir beantworteten in aller Ruhe die Fragen der Reisenden.

 Selten erhalten wir in so kurzer Zeit derartig viele Glückwünsche für unsere Weiterreise.

 

Die letzte Nacht vor Brasov hatten wir auf einem Weideweg bei Gheorgheni schlafen können. Zuvor führten uns die teils steil an- und absteigenden Straßen durch die Berge der Karpaten, sowie durch das flache Land dazwischen.

Obwohl es manchmal sehr eng wurde oder sehr verkehrsreich oder auch sehr warm, hat Olga all diese Strapazen seelenruhig gemeistert. Und für uns gab es herrliche Ausblicke auf Berge, Schluchten, Seen und Gebirgsmassive.

 

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