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Campulung

 

Zum ersten Mal auf unserer Reise befanden wir uns in den letzten Tagen an einem Ort, der uns bereits vertraut ist. In den letzten drei Jahren waren wir jeweils im Sommer für einige Tage in Campulung und sind somit in diesem Jahr bereits zum vierten Mal in dieser Stadt.

 

Man könnte meinen, dass einiges, was in den letzten Monaten zu unserem nahezu täglichen Standard gehörte, sich in dieser Stadt erübrigt. Doch schon die Schlafplatzsuche lehrte uns das Gegenteil.

 

In den letzten Jahren hatten wir für uns einen Lieblingsplatz auserkoren. Wenn man aus Bran kommt, noch bevor die Stadt beginnt, kurz vor dem Mausoleum links ab auf einen Schotterweg, dann noch einmal um den Berg herum und da ist er dann, unser Lieblingsplatz.

 

Doch dieses Mal sahen wir schon aus der Ferne, dass man gerade dabei war, aus dem Schotterweg eine asphaltierte Straße zu zaubern. Und so sehr wir uns manchmal bessere Straßen in Rumänien wünschen, so sehr waren wir enttäuscht, die Zufahrt zu unserem Platz versperrt vorzufinden. Also erstmal Pause unter dem „Laufband“, wie wir das Förderband des örtlichen Kieswerkes getauft haben.

 

Auf dem Weg von Bran, hatte uns bereits Heike eine Nachricht gesendet, die in Estland eine Steine-Post von uns gefunden hatte. Sie sei nun mit ihrer Hündin auch in Rumänien, hätte 200 Kilometer entfernt am Straßenrand sechs Hundewelpen samt Mutter gefunden, die Gefahr liefen überfahren zu werden und käme heute noch nach Campulung, weil sie auf unserem Blog gelesen hätte, dass wir hier ein privates Tierheim unterstützen und sowieso gerade auch da wären. Da hat das Schicksal wieder einmal hilfreich seine Finger im Spiel gehabt.

 

Als Heike dann eingetroffen war, entschieden wir, am Gelände des Tierheimneubaus außerhalb der Stadt zu übernachten. Zwei Autos, drei Menschen und zwölf Hunde.

 

Am darauffolgenden Vormittag fuhren wir zum noch aktuellen Tierheimgelände. Wir fanden es sogar auf Anhieb, obwohl wir uns im Gewimmel Campulungs schon ein ums andere Mal auf dem Weg dorthin verfahren hatten.

 

Dort begrüßten uns Oana und Iulian, die wir bereits gut kennen und die beide aufopferungsvoll für die Hunde arbeiten. In den Folgenden drei Stunden führte uns Iulian durch die verschiedenen Zwinger und Areale, in denen momentan etwa 700 Hunde leben. Die bloße Menge an Hunden überwältigt uns jedes Mal und besonders auch Heike, die zum ersten Mal damit konfrontiert war. Noch bei unserem ersten Besuch vor drei Jahren, waren auf der gleichen Fläche etwa 1000 Hunde untergebracht.

 

Christin betreut die Homepage des „Freundeskreises der Straßenhunde in Campulung e.V.“ und so ist es immer eine unserer wichtigsten Aufgaben vor Ort, gute und aussagekräftige Fotos zu schießen. In den drei Tagen sind so mehrere Hundert Aufnahmen entstanden. Weiterhin versuchen wir an verschiedenen Stellen, den Mitarbeitern des Tierheimes eine Unterstützung zu sein. Zu lang gewachsene Krallen- oder verfilztes Fell schneiden, Hunde zur Ausreise fertig machen und so weiter.

 

Ein besonderer Genuss ist das obligatorische Abendessen bei Iulian, Oana und Magda, der Leiterin des rumänischen Tierheimvereins, zu Hause. Ein mehrgängiges Menü vom Feinsten erwartet uns jedes Mal und ein Abend mit vielen Geschichten.

 

Heike reist einen Tag später schon ab und fährt voraus Richtung Schwarzes Meer. Wir bleiben bis zum Wochenende und haben dann auch Glück an unserem Lieblingsplatz, wo die Bauarbeiten fast abgeschlossen sind.

 

Während die Hunde im Auto vor dem Tierheim warten mussten, hat Mila sich etwas mehr Freiraum verschafft und das Drahtgitter ihrer Box zerstört. Also bin ich am Donnerstag noch in einem Baumarkt und bei einem Tischler gewesen, um Material für die notdürftige Reparatur zu beschaffen.

 

Bei dem Tischler, zu dem mir der nette Mitarbeiter des Baumarktes geraten hatte, sprach zwar keiner deutsch oder englisch und Christin war mit einem Tierheimhund beim Tierarzt, doch schon bald konnte ich dem Herrn verständlich machen, dass ich lediglich zwei Holzlatten bei ihm kaufen möchte und keinen Gartenzaun.

 Jetzt ist die Hundebox zwar nicht mehr schick, aber immerhin ausbruchsicher.

 

Wie so oft verlassen wir Campulung mit gemischten Gefühlen. Einerseits werden wir hier jedes Mal herzlich empfangen und wir freuen uns selbst, unsere Freunde wiederzusehen. Es ist auch jedes Mal ein schönes Gefühl, zu erfahren, dass es den Hunden im Tierheim gut geht.

 

Doch bei der Menge an Hunden im Heim und den Hunden auf den Straßen bleibt es andererseits auch bei dem unbefriedigenden Gefühl, nicht ausreichend helfen zu können. Dieses Gefühl im Bauch ist dann aber auch der Ansporn, auch in Zukunft mit unserem Engagement für die Hunde nicht nachzulassen.

 

Nun ist es wieder mal Zeit für Meer. In den nächsten Tagen fahren wir dem Schwarzen Meer entgegen.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    andrea (Mittwoch, 27 September 2017 08:11)

    jaja, der mali... hat alles im blick, wa? ;)
    weiterhin vergnügliche reise!

  • #2

    Olgabewohner (Donnerstag, 28 September 2017 21:29)

    Hehe, das ist zum Glück nur so ein kniehohes Mali-Imitat. Ohne den Anspruch auf Maliweltherrschaft :)