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Schwarzmeerküste/Bulgarien

 

Kurz vor dem Ortsausgang Mangalias in Rumänien stoppt uns nach einer Kurve ein Polizeibeamter am Straßenrand. Verkehrskontrolle. Zunächst mosert er herum, warum wir unsere Sicherheitsgurte nicht tragen.

 

Dazu muss man wissen, dass die Olga ab Werk ohne Sicherheitsgurte ausgestattet ist und man zumindest in Deutschland dann auch keine benötigt. Wie das in anderen Ländern geregelt ist, haben wir nicht überprüft. Immerhin haben wir noch in Deutschland zwei Gurte angeschraubt, um für Fälle wie diesen gewappnet zu sein.

 

Die Aufmerksamkeit des Polizisten wird dann doch schnell auf unsere Olga, unsere Herkunft und unsere nächsten Reiseziele gelenkt. Er kann kaum glauben, dass wir mit dem Wagen aus Deutschland bis nach Rumänien gekommen sind. Wenn der wüsste, wo wir zwischendurch noch waren!

 

Dann empfiehlt er uns noch den „Partyplace“ Vama Veche und entlässt uns mit einem „Have a great journey!“

 

 

 

Vama Veche ist dann ein kleiner, in den Nachsaison beruhigter Ort, der uns keine größeren Bewunderungsausrufe entlockt.

 

Kurz danach folgt die Grenze zu Bulgarien. Dort hätte man an diesem Nachmittag auch einen modernen Western drehen können. Verwaiste Gebäude, der Wind trägt verdorrtes Gestrüpp über den Asphalt, die Sonne brennt und in einem kleinen Schalterhäusschen sitzen ein rumänischer und ein bulgarischer Beamter Seite an Seite.

 

Man reicht seine Pässe zu einem Fenster rein und erhält sie direkt daneben zum anderen Fenster wieder raus. Kurzer Blick in den Wagen, Nella grinst und dann betreten wir nach Polen, Litauen, Lettland, Estland, Ukraine und Rumänien das siebte Land auf unserer Tour.

 

Die Vignette für einen Monat kostet 15 Euro und in der Wechselstube ist zunächst niemand anzutreffen. Ich klopfe sacht am Fenster und nach einigen Sekunden schlendert eine ältere Dame aus dem Hinterzimmer zu mir nach vorn.

 

Das Hinterzimmer mit seinen Heiligenbildchen, seinen Spitzendeckchen und dem Sofa erinnert an ein Wohnzimmer. Für einen Euro erhält man an diesem Tag 1,92 bulgarische Lewa.

 

 

 

Auf den ersten Kilometern gleichen Landschaft und Dörfer in vielen Dingen dem rumänischen Nachbarn. Es ist wenig los auf den Straßen an diesem Mittwochnachmittag. Wir erreichen bei tief stehender Sonne das Kap Kaliakra, den östlichsten Punkt Bulgariens.

 

Dort reicht eine schmale Landzunge ins Schwarze Meer. Hoch oben über der steilen Küste ragen die Reste einer Burg aus dem Boden. Vom Parkplatzwächter und den bereits einpackenden Händlern werden wir freundlich begrüßt.

 

Bisher ist uns aufgefallen, dass hier weniger Dacias das Straßenbild bereichern und dass sich der Müll deutlich in Grenzen hält, an die Rumänien erstmal herankommen sollte.

 

Die Nacht verbringen wir an der Steilküste auf einer Wiese und genießen den Ausblick auf das türkisblaue Meer und die rot schimmernden Küstenfelsen.

 

 

 

Am nächsten Tag wollen wir uns einen Platz kurz vor der zweitgrößten Stadt Bulgariens, Varna, suchen. Doch es soll anders kommen.

 

Wir stoppen zunächst in Balchik. Der Ort ist Partnerstadt von Bran. In Bran steht das bei Touristen beliebte Dracula-Schloss und noch vor drei Wochen sind wir selbst dort durchgefahren.

 

Balchik empfängt den Reisenden mit einem Stadtbild, das nicht erahnen lässt, was sich dahinter verbirgt. Zunächst große Straßen, Tankstellen, Supermärkte und was so alles dazugehört.

 

Dann führt die Straße bergab und wir landen in einem kleinen Städtchen, immer noch Balchik, in dem wir uns zur Hochsaison sicher nicht lange aufhalten würden. Hotels reihen sich an der Uferpromenade aneinander, Restaurants und Bootsverleiher runden das Bild ab. Dahinter Souvenirshops und kleine Läden, in denen die Touristen im Sommer sicher einen Teil ihres Urlaubsbudgets ausgeben.

 

Jetzt, im Oktober, sind die Hotelpools leergelassen, die Stühle auf den Terassen sind in der Ecke zusammengestellt, das Hotelpersonal widmet sich der Grundreinigung. Viele der kleinen Souvenirstände sind verriegelt, selbst ganze Supermärkte sind ausgeräumt.

 

Vor dem Botanischen Garten sitzen die Verkäuferinnen auf Stühlen beisammen.

 

Mit Wenzel und Nella laufen wir etwa zwei Stunden durch den Ort, genießen die Sonne, den mediteranen Flair und das Ende der Saison.

 

 

 

Auf der Weiterfahrt verpassen wir einen Abzweig und landen so unbeabsichtigt doch bereits in Varna. Beim bloßen Durchfahren der Stadt wird uns klar, dass wir am nächsten Tag nicht noch einmal hierher zurückkehren werden. Es sind wohl doch eher die Kleinstädte, die uns begeistern.

 

Die Suche nach dem Nachtplatz gestaltet sich schwierig. Gern würden wir am Meer übernachten, doch die Wege dahin sind holprig. An einem Ast bleiben wir hängen und es zerstört und den rechten Außenspiegel. Wir finden dann zwar noch ein annehmbares Plätzchen, sind aber von den vielen Eindrücken des Tages und dem Missgeschick genervt.

 

Am nächsten Morgen flicken und kleben wir die Spiegelscherben wieder zusammen. Im annehmen solcher Umstände und im Improvisieren sind wir mittlerweile ein gut eingespieltes Team.

 

Und zum Glück ist erst am nächsten Tag, einem Freitag, der 13.

 

 

 

Wir beschließen, dass der geflickte Spiegel ausreicht und hoffen, dass er bis Griechenland durchhält. Das entsprechende Ersatzteil werden wir unterwegs wohl nicht gleich finden und eine Bestellung aus Deutschland ist ohne Versandadresse nicht einfach. Aber das ist eine andere Geschichte, die wir an anderer Stelle zusammenfassen werden. Stichwort: Poste restante!

 

 

 

Während ich diese Zeilen am Samstag, dem 14. Oktober 2017, schreibe, sitze ich auf dem Fahrersitz, der Rechner steht vor mir auf dem Klapptisch und ich blicke nebenbei immer mal wieder durch die Frontscheibe auf das Meer.

 

Bei Byala haben wir gestern diesen wunderbaren Platz gefunden. Vor uns „the last wild beach of bulgaria“ und hinter uns die Weinberge. Der Anfahrtsweg zwischen der Hauptstraße und diesem Punkt ist schmal, steinig, sandig und holprig, doch er lohnt die Mühe.

 

Die Aussicht auf Meer und Küste ist phänomenal, das Wasser ist klar und der Sandstrand sehr sauber und fast menschenleer. Gerade hält neben uns ein etwas jüngerer Mercedes-Camper mit bulgarischen Nummernschild.

 

Die Sonne scheint auf unser Solarmodul, die Wäsche baumelt im Wind auf der Leine, die zwischen Olga und einem kleinen Baum gespannt ist. Die Hunde dösen nach dem Toben am Strand nun in Olgas Schatten.

 

Das sind wohl unsere letzten Stunden am Schwarzen Meer. Morgen wollen wir nach Burgas und dann weiter ins Landesinnere. In wenigen Tagen werden wir in Griechenland sein und dort wohl eine ganze Weile bleiben.

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Waltraud Probst (Sonntag, 05 November 2017 09:19)

    Ich bin begeistert von eurer "anschaulichen" Reisebeschreibung. Gute Reise weiterhin
    MfG W. P.