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Melnik, Abschied von Bulgarien

 

Nachdem wir drei Tage bei kalten Temperaturen auf 1600 Meter im Rila-Gebirge verbracht hatten, zog es uns in wärmere Gefilde. So fuhren wir am gestrigen Tage wieder ins flachere Land Richtung Süden.

 

Bevor wir die Grenze überqueren und in Griechenland ankommen wollten, hatten wir uns als letzten Stop in Bulgarien den Ort Melnik ausgewählt. Im Netz wurden die dortigen Sandsteinformationen angepriesen.

 

Immer parallel zur Autobahn, der schnellsten Verbindung zwischen Sofia und Athen, führte unsere Landstraße. Vom Abzweig, an dem Melnik ausgeschildert war, sollten es noch 12 Kilometer sein und bis auf ein paar wenige orange-rot leuchtende Hänge an den Hügeln in der Entfernung war nichts zu sehen.

 

Dann schlängelte sich die Straße wieder mal durch ein Weinbaugebiet. Links und rechts ragten bewaldete Hänge hinauf. Wir erreichten Melnik, durchquerten den kleinen Ort und hatten immer noch keinen geeigneten Nachtplatz finden können.

 

Wenige Kilometer weiter war noch ein Kloster ausgeschildert und wir nahmen uns vor, noch bis dorthin zu fahren und falls sich keine passende Stelle finden sollte, wieder umzukehren.

 

Im Ort Roszen, unterhalb des Klosters, angekommen, endete die Straße auf den ersten Blick auf einem kleinen Souvenirständen. Auf dem Weg dahin hatten wir, wie so oft, an einigen Plätzen gesagt, dass diese „zur Not“ auch ein passables Quartier abgeben würden.

 

So drehten wir um und begannen, es uns auf einer kleinen Wiese am Straßenrand bequem einzurichten. Hunde raus, Wäscheleine gespannt und das Solarmodul aktiviert. Doch dann näherte sich ein Jeep verdächtig langsam, fuhr erst vorbei und kam dann aber bald wieder, um direkt neben uns auf der Wiese zu halten.

 

Die beiden Männer ließen die Seitenscheibe herab und trotz mangelnder gemeinsamer Sprache verstanden wir, dass sie beide Jäger sind, hier jagen würden und wir an diesem Ort nicht bleiben könnten. Man empfahl uns das Kloster, welches wir eigentlich bereits abgehakt hatten.

 

Dennoch sammelten wir unseren Kram wieder zusammen und fuhren erneut Richtung Kloster. Wie wir nun entdeckten, führt dort eine sehr schmale und später sehr steile Straße doch bis direkt zum Kloster hinauf.

 

Als wir dieser Straße nun folgten, gelangten wir kurz unterhalb des Klosters an eine Wiese, an der mehrere Holzbänke und Müllbehälter standen. Ein klassischer Picknickplatz. Und dazu noch verlassen, also wie geschaffen für uns.

 

Dank der Jäger hatten wir so für die nächsten zwei Nächte einen hervorragenden Platz gefunden, der direkt unterhalb des Klosters lag und direkt an dem Wanderweg, welcher zu den Sandsteinpyramiden führt, die wir zu diesem Zeitpunkt und an dieser Stelle schon wesentlich näher und besser erblicken konnten.

 

 

 

Der nächste Tag entpuppte sich als Regentag, an dem erst der späte Nachmittag wieder zum schlendern im Sonnenlicht einlud. So verbrachten wir einen ruhigen Tag mit lesen und DVDs, während die fleißigen Pilger und Besucher des Klosters in Scharen und mit Regenschirmen, sowie Regenmänteln bekleidet den Hang hinaufstiegen.

 

 

 

Am Morgen unseres dritten Tages an diesem Platz, es war Sonntag und die Uhren zeigten nun wieder Winterzeit, wanderten wir noch vor dem Frühstück und bevor der Touristenstrom allzu arg anschwoll auf dem ausgeschilderten Wanderweg auf die Pyramiden. Laut Berichten benötigt man etwa 1,5 Stunden, um vom Kloster in den Ort Melnik zu wandern, wo sich unter anderem ein Weinbaumuseum befindet.

 

Wir sind nicht den ganzen Weg abgelaufen, haben dennoch den besonderen Blick auf die Sandsteinfelsen in der Vormittagssonne genossen und sind dann ganz gemütlich wieder abgestiegen.

 

Das Panorama ist einzigartig. Im Vordergrund die sanften Hänge rings um das Kloster mit kleinen Weinbergen. Dahinter die wild gezackten und spitzen Pyramiden aus orange-rot leuchtendem Sandstein. Und ganz weit im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Pirin-Gebirges über dem an diesem Morgen noch dunkle Regenwolken und Nebelschwaden hingen.

 

 

 

Nach dem wohl verdienten Frühstück ging unsere Reise weiter, denn wir wollten an diesem Tag noch die Grenze nach Griechenland überschreiten.

 

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Vor fast vier Monaten, genau am 8. Juli 2017, sind wir in Deutschland gestartet. Seit dieser Zeit haben wir neun Länder bereist und etwa 9500 Kilometer in unserem 43 Jahre alten Mercedes LF 408 zurückgelegt.

 

Heute nun haben wir Bulgarien verlassen und können sagen, dass es uns echt beeindruckt hat. Da spielten zunächst auch die äußeren Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle, denn wir haben dieses Land in der Nachsaison bereist. Touristen sind uns in den letzten Wochen eher selten über den Weg gelaufen. Das Wetter war meist sehr angenehm und an jedem Ort auch irgendwie passend. So haben wir bei Sonnenschein und Wärme im Schwarzen Meer schwimmen können (Ende Oktober!) und sind einige Tage später ebenfalls bei Sonnenschein aber im tiefen Schnee durch das Rila-Gebirge gewandert.

 

Aus Rumänien kommend und ohne jede Vorbereitung auf dieses Land, dachten wir, dass es kaum anders sein könnte, als die Karpaten und die rumänischen Strände. Doch sehr bald ahnten wir, dass auch dieses Land seinen eigenen Charme versprüht.

 

Bulgarien ist mediteraner und an vielen Stellen schon so, wie wir uns immer Griechenland vorgestellt hatten. Doch auch dieser letzte Satz wird sich erst in den nächsten Wochen als wahr oder falsch herausstellen. Vielleicht ist Griechenland dann auch ganz anders als in unseren Vorstellungen.

 

Die Highlights unseres Aufenthaltes in Bulgarien sind kaum zusammenzufassen. Es begann mit der Steilküste am Kap Kaliakra, dann wurde die Küste weniger steil, als wir uns bei Varna durch die Weinberge wagten. Den schönsten Strand fanden wir dann bei Bjala. Die Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Nessebar riss uns kaum vom Fahrersitz, dann schon eher das kleine Städtchen Balchik, welches sich während unseres Besuches schon für die Winterruhe vorbereitete.

 

Varna haben wir nur durchfahren und von Burgas haben wir an einem lauen Spätsommerabend nur deshalb die Skyline vor einem fantastischen Sonnenuntergang bewundert, weil wir am darauffolgenden Tag eine Paketzustellung erwarteten.

 

In Harmanli haben wir bei einem deutsch-sprechenden Bulgaren unseren Auspuff flicken lassen, bevor wir zur Festung Asenova bei Asenovgrad fuhren.

 

Zur Überraschung lotste Christin mich danach weiter zum Berg Buzludzha, auf dem ein Denkmal aus den 1980er Jahren für die sozialistische Bewegung Bulgariens steht. Das „UFO“ war ein eine spannende Mutprobe für uns.

 

In Plovdiv kauften wir Hundefutter. Der Leser merkt, wir gestehen großen Städten oft nur einen kurzen nützlichen Aufenthalt zu.

 

Tja und dann das Rila-Gebirge. Bei Regen und starkem Nebel kurvten wir die Serpentinen hoch, um dann festzustellen, dass es auch am nächsten Tag noch regnen würde und an einen Auftsieg nicht zu denken sei.

 

Also harrten wir noch einen Tag aus, überstanden Regen bei Tag, Regen bei Nacht und Minusgrade. Am dritten Tag dann Sonnenschein und eine unvergessliche, achtstündige Wanderung von 1600 Meter auf 2300 Meter zu den Sieben Seen des Rila.

 

Zum Abschluss die Pyramiden von Melnik. Sandsteinformationen, die im Sonnenlicht rötlich schimmern und eine wiederum ganz andere Landschaft formen, als jene, die wir zuvor gesehen hatten.

 

 

 

Was blieb bisher unerwähnt? Das Benzin ist hier mit umgerechnet etwa einem Euro pro Liter recht günstig. An tausenden kleinen Ständen am Straßenrand kann man köstliches Obst und Gemüse aus regionaler Produktion erstehen. Ganz viele Bulgaren sprechen offenbar Deutsch und Englisch sowieso. Das Land besitz eine reiche Natur und sehr unterschiedliche Landschaften. Was sich jedoch durch das komplette Land zieht, sind Weinberge. Das Wetter hier bot uns bis Ende Oktober meistens milde Temperaturen und viel Sonnenschein.

 

Wir sind froh, dass wir uns für einen längeren Aufenthalt in diesem Land entschieden haben. Überaus freundliche Menschen begegneten uns, ganz besonders viele tolle Plätze haben wir entdecken können und dennoch bleiben weiße Flecken auf der Landkarte. Ein Grund, bald mal wiederzukommen!

 

 

 

Nun also Griechenland für die nächsten vier bis fünf Monate. Wie wird es wohl sein und sich anfühlen, wenn wir uns so lange Zeit in einem Land aufhalten werden? Zwar werden wir einen Großteil der Zeit an einem festen Ort verbringen, doch blicken wir gespannt auf die kommenden Monate und können uns noch kaum ausmalen, was da auf uns zukommt.

 

 

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