· 

Begegnungen/GR

 

Wir haben ganz unterschiedliche Wünsche mit auf den Weg bekommen, als wie auf unsere Reise gestartet sind. Menschen, mit denen ich viele Gedanken geteilt habe, wünschten mir oft gute Begegnungen.

 

Wir hatten auf einem kleinen Strandparkplatz geschlafen, unter dem Licht eines Leuchtturms an der Westküste des „ersten Fingers“. Am Vorabend bekamen wir hier einen spektakulären Sonnenuntergang geboten, am Morgen überraschte uns der erste graue Tag seit Wochen. Trotz Sturm und Regenwetter gingen wir mit den Hunden an den Strand und waren nach wenigen Minuten komplett durchnässt.

 

Auf der wunderschöne Landzunge mit traumhaftem Sandstrand lagen bunte Steine, Muscheln und ein toter Delfin. Unweit davon fanden die Hunde den Panzer einer Meeresschildkröte.

 

An den Anblick toter Wildtiere am Straßenrand sind wir gewöhnt. An tote Katzen fast schon auch. Osteuropa machte selbst mich irgendwann den wiederkehrenden Hundekadavern gegenüber zumindest gleichgültiger. Aber diese beiden toten Meerestiere, die hingen mir nach.

 

Um mich abzulenken, fragte ich nach unserem Spaziergang einen Freund, der gerade durch Asien reist, nach seinen Erfahrungen mit Straßenhunden vor Ort. Er beschrieb zum großen Teil, was ich auch in Europa erlebt hatte. Dass es nämlich eine gewissen Teil der Bevölkerung gibt, der sich durchaus verantwortlich für diese Tiere fühlt und im Rahmen seiner Möglichkeiten kümmert. Seine Ausführungen endeten mit dem Satz „Aber hier gibt es Menschen, denen es schlechter als den Tieren geht“. Dieser Satz triggert mich, auch wenn er im Kontext durchaus manchmal berichtigt ist. Doch wird er allzu oft als Ausrede genutzt, um sich weder für Tiere noch für Menschen zu engagieren.

 

Wir fahren über die Hügel an die Ostküste der Halbinsel.

 

Als wir auf der Suche nach einem Häuschen für den Winter in Griechenland waren, gab es über drei Ecken und Facebook eine in Griechenland lebende Deutsche, die ohne uns zu kennen all ihre Bekannten nach einer Bleibe für uns fragte. Einfach so. Um uns zu helfen. Und weil sie erfahren hat, dass wir uns auch für Flüchtlinge engagieren. Obwohl wir dann über eine andere Möglichkeit zu „unserem“ Häuschen kamen, blieben wir in Kontakt. Wieder einmal waren die Straßenhunde ein gemeinsames Thema. Und so kam der Gedanke auf, diese Bille zu besuchen.

 

In Griechenland gibt es in vielen Dörfern weder Straßennamen noch Hausnummern. Also verabredet man einen Treffpunkt, in unserem Fall einen Supermarkt. Philipp geht einkaufen und will danach Bescheid geben, dass wir eingetroffen sind. Ich räume ein bisschen das Auto auf, als es klopft. Ein bärtiger Typ in Lederkombi steht neben seinem Motorad, strahlt mich an und sagt „Hallo, ich bin der Georgios.“ Auf ein Gespräch mit einem deutschem Tourist habe ich keine Lust und grinse etwas erzwungen zurück. Mir ist auch egal wie der heißt. „Habt ihr gerade geschlafen?“ fragt er und deutet auf die Vorhänge. Bitte? Das kann kein Deutscher sein, sowas fragen die nicht... „Ich habe euch gleich gefunden, ich habe vorher nochmal euren Blog angeschaut.“ Ah. Okay. Also der scheint uns zu kennen. Dann wird das wohl der Mann zu dieser Bille sein, warum auch immer der so gut Deutsch kann... In diesem Moment kommt Philipp zurück und wir folgen mit der Olga dem Motorrad bis zu einem bewohnten Sommerhäuschen zwischen all den ausgestorbenen. Lassen uns von zwei Jagdhundmischlingen begrüßen, lernen auch noch eben diese Bille kennen und verbringen Nachmittag, Abend und die halbe Nacht bei Freunden, die vorher noch Fremde waren. Wir kommen kaum zum Atem holen, soviel gibt es zu erzählen. Fern ab von Smalltalk geht es sofort um relevantes. Wenn sich dir eine Fremde mit den Worten „Ich bin Anarchistin“ statt Berufs – oder Ehegattenname vorstellt, dann Ohren und Herz weit auf. Es könnte spannend werden....

 

Allen die einen Einblick in das Leben und die Gedanken dieser beiden wunderbaren Menschen und in das Schicksal der „kleinen Mannes“ während der Krise in Griechenland bekommen wollen, sei Billes Blog ans Herz gelegt: https://griechenlandtagebuch.wordpress.com/

 

Möglichst nicht von oben nach unten, sondern chronologisch lesen – ergibt mehr Sinn.

 

Wir bedanken uns für eure Gastfreundschaft, eure Offenheit, die Oliven, die Bücher, eure Hilfsbereitschaft, euren Mut, eure Geschichten und eure Zeit... Ihr gebt all das aus vollem Herzen trotz einer ziemlich vertrackten Lebenssituation kurz vor knapp und ganz weit entfernt von dem üblichen europäischen Überfluss. Einfach so. Danke.

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    bille (Montag, 06 November 2017 09:32)

    :*
    https://griechenlandtagebuch.wordpress.com/2017/11/06/wind-streicht-durch-dein-haar/