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Reiseliteratur II

 

Wenn ich so zurückblicke, hatte meine Literaturauswahl sehr oft auch mit dem Reisen zu tun. Man kann es sich natürlich auch so zurechtlegen, doch gerade unter dem Motto „Reiseliteratur“ sei das verziehen.

 

Ich denke an eines der ersten Bücher nach den Comic-Phase. Von meiner Mutter bekam ich den „Zauberer der Smaragdenstadt“ aus ihrem Fundus. In diesem Kinderbuchklassiker von Alexander Wolkow, einer Nachdichtung des amerikanischen Bestsellers „The wonderful wizard of Oz“, verschlägt es die kleine Elli in eine Zauberland. Auf ihrem Weg zur titelgebenden Smaragdenstadt begegnen ihre drei besondere Weggefährten: eine Vogelscheuche, ein eiserner Holzfäller und ein feiger Löwe. Es ist eine Geschichte über die Kraft, die von einer Gemeinschaft ausgeht, die sich unbekannten Gefahren ausgesetzt sieht.

 

Ich blieb länger bei der Fantasyliteratur und las irgendwann den „Herrn der Ringe“ von Tolkien, der übrigens auch heute in unserem fahrenden Bücherregal mit uns auf Reisen geht. Auch in diesem Buch begibt sich eine neunköpfige Schar ganz unterschiedlicher Figuren auf eine abenteuerliche Reise durch Mittelerde.

 

Und so zieht sich das Reisen wie ein roter Faden durch einen Teil meiner Lektüre seit ich begann zu lesen. In John Grishams „Das Testament“ folgte ich einem Anwalt (wem sonst?!) durch den Dschungel Brasiliens und über die weit verzweigten Arme des Amazonas. Albert Schweitzer folgte ich in seinen Tagebüchern nach Lambarene in den Urwald Afrikas und in die USA zu seinem Freund Albert Einstein. Ich folgte Hape Kerkeling in „Ich bin dann mal weg“ auf dem Jakobsweg oder Phileas Fogg in Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“.

 

Ich lese ab und an auch gerne mal eine Autobiografie und folge den Spuren einer Lebensreise. Irgendwann kam ich so zu Andreas Altmann und las über „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ in seiner ebenso betitelten Lebensgeschichte nach.

 

Altmann stammt aus dem Wallfahrtsort Altötting, ist der Enge des spießbürgerlichen Katholizismus bald enttflohen, trampte durch Europa, studierte Schauspiel am Mozarteum in Salzburg, beendete seine erfolglose Schauspielerkarriere allerdings bald wieder, ging auf Reisen und veröffentlichte bald erste Reisereportagen. Seit 1992 lebt er in seiner Wahlheimat Paris und gilt als einer der erfolgreichsten Reiseschriftsteller Deutschlands.

 

 

 

Während unserer Reise haben wir mittlerweile einige seiner in Buchform erschienenen Reportagen gelesen. Altmann schreibt aber auch für GEO oder die Die Zeit.

 

Da wäre zunächst seine „Bedienungsanleitung für die Welt“, in der er neben allerhand Anekdoten aus seinen bisherigen Reisen auch das Reisen generell beschreibt und was ihm daran liegt.

 

Sehr zu meinem Wohlgefallen, geißelt er den Pauschaltourismus als am wenigsten intensive und erlebnisreiche Form des Reisens. Zugleich ist er aber auch allen Pauschaltouristen dankbar, dass sie ihm nicht auf seinen Wegen durch Indien, Afrika oder Palästina über den Weg laufen.

 

Es ist ein Buch, das die Lust auf das Sinnliche und Abenteuerliche am Erkunden der hintersten Winkel der Welt weckt. Zitat: „Ich halte nur nach jenen Ausschau, die mit Respekt unterwegs sind und bei denen ich Kerosin durch ihr Blut rauschen höre. Als Kennzeichen ihres nie zu stillenden Drangs nach – so nannte es Alexander von Humboldt – “Weltbewusstsein”.  Weil sie suchen, was ihnen fremd ist, wildfremd. Weil sie in den Schatten dessen treten wollen, was sie nicht wissen, womöglich nie wissen und verstehen werden.” (S.27)

 

Zusätzlich fasziniert Altmann durch die ein oder andere abstruse und verrückte Erfahrung aus seinem Repertoire des Unterwegs-Seins.

 

 

 

In „Bedienungsanleitung für das Leben“ setzt Altmann noch einen drauf und weckt nun nicht nur die Lust am Reisen, sondern appelliert auch daran, das eigene Leben nicht nur wie einen Pauschalurlaub zu verbringen.

 

Getreu dem Motto „Nimm dir das Leben, es ist alles, was du hast!“ (Zitat Udo Lindenberg) redet Altmann seinem Leser ins Gewissen und mehr als einmal fühlt man sich entlarvt und ertappt dabei, dass man sein Leben nicht in vollen Zügen genießt und gebraucht. Ein Muntermacher für alle Couchpotatoes ist dieses Buch.

 

 

 

In seinem Buch „Frauen.Geschichten.“ erzählt Altmann nur Storys über sich und die Frauen, mit denen er sein Leben bisher zeitweilig verbracht hat. Altmann ist nach eigener Aussage nicht der Typ für längere Beziehungen und so hat er in seinem Leben eine ganze Reihe an Frauen kennengelernt.

 

Das Buch mag auf den ersten Blick etwas aufschneiderisch oder angeberhaft wirken, doch was mich fasziniert, ist die scheinbare Offenheit, mit der Altmann über seine Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht berichtet und auch sein klares Bekenntnis zu seinem Lebensstil.

 

Und da Altmann häufig auf Reisen ist, erfährt der Leser ganz nebenbei auch noch etwas über die Frauen, das Lieben und das Leben in verschiedenen Regionen der Erde.

 

 

 

Noch weitere Bücher aus Altmanns Feder liegen auf unserem Stapel und ich bin gespannt darauf zu erfahren, was er in Palästina erlebt hat („Verdammtes Land“), wie es für ihn war, quer durch Afrika zu reisen („Weit weg vom Rest der Welt - In 90 Tagen von Tanger nach Johannesburg“) und warum man in Indien, die Notbremse nicht zu früh ziehen sollte.

 

 

 

Lest!

 

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