Als wir am Plastira-See aufbrachen, strahlte die Sonne und einige weiße Wölkchen zogen über die glatte Wasseroberfläche. Wir entschieden uns, den gekommenen Weg nicht wieder zurückzufahren, sondern den See noch vollständig zu umrunden. Eine Entscheidung mit Vorzügen und Nachteilen. Einerseits schlängelt sich die immer schmaler werdende Straße die Hänge hoch und runter, was unserer angeschlagenen Olga (Getriebe? Kupplung?) etwas schwer fiel. Zudem wurde es plötzlich kalt und neblig. Andererseits war der Ausblick auf den See, seine Inseln und die Hügelkette dahinter an einigen Stellen sehr gigantisch.
Langsam rollten wir in die flache Ebene bei Karditsa hinunter und verfolgten ab da weiter unsere Fahrt Richtung Lamia. Die nächste Nacht wollten wir eigentlich wieder am Meer verbringen. Doch zunächst fanden wir keinen geeigneten Platz auf der Nordseite des Golfes von Malia. Mit Hilfe des Internets entdeckte Christin dann aber den Hinweis auf eine heiße Quelle ganz in der Nähe, an der man wohl auch gut übernachten könne.
In Thermopylen angekommen war mein erster Eindruck zögerlich und skeptisch. Auf der einen Seite verläuft die Autobahn und auf der anderen Seite ragen die steilen Hänge des Kallidromo-Gebirges in die Höhe. Dazwischen noch eine kleinere Nationalstraße und eine Hochspannungsleitung. Auf den ersten Blick kein Ort, den wir für die Nacht auswählen würden.
Doch dieser Ort hatte ein unschlagbares Argument auf seiner Seite. Thermophylen bedeutet „heiße Pforten“ und es entspringen an diesem Ort heiße, schwefelhaltige Quellen. Diese Quellen sind frei zugänglich und jeder kann sich an verschiedenen Stellen in die künstlich aufgestauten Wasserbecken legen. Man sagt dem Quellwasser eine heilende Wirkung nach. Nur den Geruch nach faulen Eiern muss man abkönnen.
Angenehme 38 Grad Celsius Badetemperatur besitzt das Wasser und es strömt, im Gegensatz zur heimischen Badewanne, ausdauernd neues, warmes Wasser nach.
So genossen wir mehrere Badegänge an diesem auch geschichtlich wichtigen Ort. An dieser Stelle fand neben anderen im Rahmen der Perserkriege 480 v. Chr. die bedeutende Schlacht zwischen den Spartanern unter König Leonidas und den Persern unter König Xerxes I. statt.
Am nächsten Morgen brachen wir nach einem Diagnose- und Reperaturversuch an unserer Olga, die momentan Probleme mit der Schaltung aufweist, in Richtung Delphi auf. Dort wollten wir die Ausgrabungsstätten besuchen, den Tempel des Apollo sehen und das Orakel befragen.
In Delphi vermuteten die Menschen der Antike den Mittelpunkt der Welt, weshalb dem Ort eine besondere Aura zufiel. Hier befand sich das berühmte Orakel und es fanden an diesem Ort die Phythischen Spiele statt, welche mit den Olympischen Spielen der Antike vergleichbar waren.
Interessant ist, dass sich die Wettkämpfer hier nicht nur in sportlichen, sondern auch in musischen Disziplinen gegenüberstanden, wie zum Beispiel dem Gesang zur Kithara.
Uns erinnerte die ganze Anlage an die Ausgrabungsstätten in Rom, die wir beide bereits früher besucht haben.
Es gibt ein Museum, für das der Eintritt sechs Euro kostet. Daneben einen Teil der Ruinen, für den man ebenfalls nochmal sechs Euro zahlt und eine zweite kostenfreie Anlage zur Besichtigung.
Beeindruckt hat uns jedoch vor allem die sensationelle Lage des gesamten Komplexes. Besonders wenn man bedenkt, dass die Menschen der Antike nicht wie wir mit dem Auto auf asphaltierten Straßen den Berg heraufgekommen sind.
Kommentar schreiben