Die erste Woche in unserem Winterquartier liegt nun hinter uns. Vom Winter war bisher allerdings nichts zu spüren. In den vergangenen Tagen konnten wir tagsüber locker im T-Shirt in der Sonne sitzen. Zwar gingen auch einige Regenschauer über uns hinweg, allerdings meist in den nächtlichen Stunden. Und da ist es nun doch auch sehr angenehm, die Hunde abends nochmal allein in den Garten schicken zu können und selbst im Trockenen bleiben zu dürfen.
Ungewohnt war die Situation jedoch für uns alle. Wieder in einem Haus leben, wieder mehrere Räume zur Verfügung haben und wieder so weit voneinander entfernt zu sein, wenn beispielsweise einer in der Küche das Essen zubereitet und der anderen vor dem Kaminfeuer sitzt. Selbst den Hunden war die Umstellung anzumerken. Meist gruppieren sie sich eng um uns herum und nach einem Spaziergang passiert es schon mal, dass sie statt vor der Haustür vor dem Auto sitzen bleiben.
Von unserem kleinen Steinhaus am Berghang blicken wir auf das kleine Dorf Paralia Sergoulas. Etwa 200 Menschen leben hier, einen Bäcker gibt es und einige Tavernen. Davor erstreckt sich ein herrlicher Strand und man genießt einen fantastischen Blick auf den Golf von Korinth. Gegenüber sind bei guter Sicht die Berge der peloponesischen Halbinsel erkennen.
Der nächste kleine Supermarkt ist drei Kilometer entfernt im Nachbarort und alles, was das Herz begehrt findet man etwa 25 Kilometer entfernt in der Kleinstadt Nafpaktos. Dort leben etwas mehr als 13.000 Menschen und bei geöffneten Geschäften wimmelt es in den schmalen Gassen und Straßen nur so vor Leuten.
Hier haben wir mittlerweile auch eine Werkstatt für unsere Olga gefunden. Seit ein paar Tagen hatten wir Probleme mit der Gangschaltung. Vor allem beim Losfahren nach längerer Standzeit ließen sich kaum die Gänge einlegen. Über Familie und Freunde hatten wir per Ferndiagnose auf Kupplung oder Getriebe geschlossen und bereits selbst einmal Getriebeöl nachfüllen lassen und am Kupplungsgestänge herumprobiert. Jedoch ohne Erfolg.
So fuhren wir zunächst in einem Nachbarort eine Werkstatt an, die zwar ahnten, was unser Problem sein könnte, uns jedoch mangels Arbeitsgrube nicht helfen konnten. Kurzerhand lotste uns einer der jüngeren Mitarbeiter zu einer Werkstatt nach Nafpaktos, in der vor allem LKW und Busse repariert werden. Dort willigte man ein, sich die Olga mal genauer anzusehen. Ein weiterer Kunde namens Dimitri fungierte hier für uns als Dolmetscher. Er gab an, jahrelang für eine deutsche Transportfirma in München gearbeitet zu haben. Für den nächsten Werkstattbesuch schrieb er uns die Nummer eines befreundeten Deutschlehrers auf, der dann dolmetschen sollte.
Da wir aber alle vier Hunde im Wagen hatten und noch einkaufen wollten, vereinbarten wir erst für den nächsten Tag einen Abgabetermin und fuhren erstmal weiter. Auf dem Parkplatz des Supermarktes erschien uns das Problem dann jedoch schlimmer als gedacht. Nun gingen die Gänge noch schwerer zu schalten und jeder Schaltvorgang wurde von einer ganz fiesen Geräuschkulisse begleitet.
Also stellten wir die Olga doch gleich an diesem Tag auf den Werkstattparkplatz und beschlossen den Heimweg zu Fuß anzugehen. Wir sind öfter schon solche Strecken gelaufen. Jedoch selten so lange auf harten Asphalt und mit noch nie mit vier Hunden. Knapp fünf Stunden später kamen wir völlig entkräftet zu Hause an. Bei strahlender Sonne waren wir immer parallel zum Meer und zur Hauptverkehrsstraße die knapp 25 Kilometer gewandert und hatten uns so die Gegend nochmal ganz anders erschlossen.
Schon am nächsten Mittag rief mich unser Freund Georgios an, den wir im griechischen Norden kennenlernten und dessen Nummer wir bei der Werkstatt hinterlassen hatten. Die Olga sei fertig und können abgeholt werden. Etwas verblüfft stieg ich unten im Dorf in den Überlandbus, bezahlte 2,80 Euro für die Strecke und war 40 Minuten später wieder in Nafpaktos.
Übrigens wurde mir geraten bei Ankunft des Busses den Arm zu heben, da es sein könne, dass der Fahrer andernfalls einfach durchfährt ohne zu halten.
In Nafpaktos stieg ebenfalls ein junger Mann aus, dessen Namen ich mir nicht merken konnte und den ich bat, mir den Weg zum nächsten Bankautomaten zu zeigen. Er wurde abgeholt von seinem Freund John und beide begleiteten mich. Während des Weges unterhielten wir uns auf Englisch, wobei mir John erzählte, dass er bereits einmal in Dresden gewesen sei und vor allem das deutsche Essen genossen hatte. Sein Freund lässt sich gerade zum Touristmanager ausbilden. Bei der Bank angekommen, verabschiedeten wir uns herzlich und ich bereute es kurz darauf, die beiden nicht nach ihren Telefonnummern gefragt zu haben.
In der Werkstatt angekommen, erklärte mir einer der jüngeren Mitarbeiter auf Englisch, dass die Kupplungsscheibe an einer Stelle gebrochen sei (siehe Foto) und man diese durch ein neues Teil ersetzt hätte. Und nun müsse ich nur noch warten, bis der Chef oder die Sekretärin zurückkommen würden, bei denen ich dann bezahlen könnte.
Ich war erstaunt. An nichtmal einem Tag hatten diese Leute dort den Schaden erkannt, das Ersatzteil besorgt oder vorrätig und diese dann auch eingebaut.
Schnell holte ich den geplanten Großeinkauf nach und fuhr frohgestimmt wieder heimwärts. Wenn irgendetwas an Olga defekt ist oder sie in der Werkstatt steht, bleibt immer ein ungutes Gefühl in mir zurück.
Aber nun steht sie endlich wieder direkt hinter dem Haus.
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