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Nellas Abenteuer

 

Unsere letzte Woche in Paralia Sergoulas ist angebrochen. Am Montag starteten wir den Tag bei einem Tierarzt in Nafpaktos. Der Laden heißt Teddy und der Besitzer sieht auch dementsprechend aus. Ein großer, schwergewichtiger Typ, der fröhlich und beschwingt seine Kunden bedient.

 

Den größten Teil des Ladens nimmt ein Pet-Shop ein, wie sie hier üblich sind. Und üblich ist es auch, dass sich hinter manchem Pet-Shop noch ein Behandlungszimmer verbirgt. Unsere Hunde wurden dann am Montag für die nächsten Reiseschritte auf den aktuellsten Impfstatus gebracht.

 

Uns war allerdings nicht klar, dass es zu dieser Routinegeschichte auch gehört, die Hunde mit Hundeparfüm einzusprühen. Nella und Wenzel mussten es über sich ergehen lassen und bei Gandalf und Mila konnten wir es dann verhindern.

      

Nach dem Tierarzt ging es zum Autodoktor. Unsere Olga benötigt immer noch zu viel Benzin. Also wurde mal wieder fleißig am Vergaser gedreht und nun testen wir mal, ob der Verbrauch sich wieder im Normbereich einpegelt.

 

Man trifft hier immer wieder auf Deutsche, meist ältere Herrschaften, die hier wohnen. So auch dieses Mal in der Werkstatt, wo Helmut und seine Frau dem Inhaber gerade ihr älteres Fahrzeug in Zahlung geben wollten. In Deutschland sei es noch 2000 Euro wert und der Grieche gibt ihnen 3000 Euro. Die beiden wohnen, wie sich herausstellte, im Nachbarort und luden uns gleich mal zum Kaffee ein. Mal sehen, ob wir das vor unserer Abreise noch schaffen.

 

Allen Kunden bot der Werkstattchef Orangen und Mandarinen aus seinem reichhaltigen Garten an. Helmut und seine Frau griffen zu, doch wir haben noch Orangen am Baum in unserem Garten.

      

Zurück auf der Straße wurde es Zeit für eine Hunderunde. Und da gab es eine Ecke in der Gegend, die wir noch nicht erkundet hatten. Auf zum Mornos-Fluss. Etwa 10 Autominuten hinter Nafpaktos in Richtung Norden, windet sich der Fluss zwischen den Bergen hindurch.

 

Am Montag war das Wetter herrlich mit blauem Himmel und warmer Sonne. Die Gegend um den Fluss traumhaft und verlassen. In den Wäldern an den Berghängen allerdings knallte ab und an ein Schuss. Es ist eine gute Jagdzeit momentan.

 

Die Hunde liefen frei, kletterten über das Geröll, tapsten durch das flache Wasser am Ufer und Nella ging eine Runde schwimmen bis zur anderen Flussseite. Widerwillig ließ sie sich zurückrufen und verschwand dann mit Gandalf im Gebüsch.

 

Kurze Zeit später kam Gandalf zurück und Nella nicht. Nach Rufen und Pfeifen gingen wir nachsehen und konnten Nella nicht finden. Ab diesem Moment blieb sie für die nächsten 24 Stunden verschwunden.

 

Auch Mila war die Knallerei zu viel und sie wollte zurück zum Auto. Die Jungs reagieren weniger auf laute Geräusche und so gingen wir mit Gandalf und Wenzel auf die Suche. Bis zum Abend hatten wir in alle Himmelsrichtungen die Gegend durchstreift aber Nella nicht entdeckt.

 

Ein Grieche hielt neben unserem Wagen, sprach uns auf Englisch an und fragte, ob wir etwas suchen. Nun waren wir zu dritt auf der Suche. In seinem Wagen fuhren wir zu einem höheren Punkt, um von dort oben das Tal zu überblicken. Doch keine Spur von Nella.

      

Wir entschieden uns, am Fluss zu schlafen. Hatten aber keinerlei Bettzeug dabei, außer zwei Matratzenbezügen und einer Hundedecke. Ein bisschen Essen hatte ich schnell noch eingeholt, während Christin an Ort und Stelle gewartet hatte.

 

Dem netten griechischen Mann gehörte ein Grundstück am Fluss mit Olivenbäumen, Kühen und einem Hund, wo er in einem Wohnwagen lebt. Als er aus der Stadt zurückkam, reichte er uns Souflaki, Mandarinen und zwei Dosen Cola durch das Olgafenster. Verhungern mussten wir nicht. Auch seinen vier Monate alten Hund „Lucky“ hatte er nach Nella suchen lassen. Leider erfolglos.

 

Nach einer letzten Suchrunde in der Dunkelheit legten wir uns hin, konnten aber nur wenig Schlaf finden. Und in den Wäldern knallten die Schüsse der Jäger unaufhörlich. In unseren Köpfen hatten wir mittlerweile die schlimmsten und weniger schlimmen Szenarios durchgedacht. Vielleicht würde Nella einfach allein den Rückweg zu uns finden. Das wäre am einfachsten gewesen. Mittlerweile hatten Freunde zugesagt, am nächsten Tag vorbeizukommen und uns bei der Suche zu unterstützen. Im Netz hatten wir Fotos geteilt, Texte auf Deutsch und Englisch verfasst. Eine Bekannte hatte sogar ein Suchplakat auf Griechisch angefertigt, welches wir am nächsten Tag verteilen wollten.

      

In der Morgendämmerung begann unsere Suche von Neuem. Ich durchkämmte alle leerstehenden Häuser, in denen eine verängstigte Nella vielleicht Schutz hätte finden können. Wir verteilten Futter an strategisch hilfreichen Stellen und mittlerweile wurde jeder dunkle Stein und jeder Schatten in unseren Köpfen zu unserer Nella. Der freundliche Grundstückbesitzer hatte nun noch Hundefutter vorbeigebracht, weil er annahm, dass wir für die anderen drei sicher keines dabei hätten. Wir wussten gar nicht, wie wir mit so viel Anteilnahme und Hilfsbereitschaft umgehen sollten.

 

Nach einem kurzen Frühstück machte ich mich auf, den kalten Fluss hinauf. Will man an dieser Stelle dem Flusslauf weiter Richtung Quelle folgen, muss man das Wasser durchqueren. Am anderen Ufer konnte ich im feuchten Sand keine Pfotenabdrücke finden. Doch sie konnte ja auch an einer anderen Stelle angekommen sein. Ich wollte es weiter versuchen. Immerhin musste Nella geschwommen sein, um die andere Seite zu erreichen und die Strömung hatte sie sicher ein paar Meter mitgetrieben.

 

Ich blieb auf dem Hauptweg, pfiff und rief abwechselnd. Und dann der Moment, den ich so schnell nicht vergessen werde. Von links, aus dem dichten Gestrüpp heraus, kam Nella auf den Weg. Sie war noch etwa 50 Meter vor mir. Sie blieb aber sitzen und schaute ängstlich in meine Richtung. Ich ging langsam auf sie zu und rief erneut nach ihr. Dann plötzlich erkannte sie mich und lief mir voller Freude entgegen, wie nur Nella einem voller Freude entgegenlaufen kann. Mit einem breiten Grinsen unter dem Bart kam sie bei mir an und warf sich sofort auf den Rücken, um sich von mir den Bauch kraulen zu lassen.

 

Gemeinsam nahmen wir nun den Rückweg auf uns und konnten es kaum erwarten, die Gesichter der anderen zu sehen und unsere Wiedersehensfreude zu teilen.

      

Im Sommer 2016 hatten wir Nella im rumänischen Tierheim „Asociata Anima“ in Campulung kennengelernt. Bis zu unserer Rückkehr nach Deutschland ließ mir dieser Hund kein Ruhe und so beschloss ich damals, ihn nach Deutschland und zu uns bringen zu lassen. Seitdem ist unsere Gang aus vier Hunden komplett und eine harmonische Truppe.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Matthew (Donnerstag, 15 Februar 2018 18:27)

    I am so glad that you have found Nella Philip. Don't worry about anything.I'm just glad that I helped you in any way I could.Give my best to Cristin and I hope you guys are doing as well as you can.Thanks for your good words on your article about me.I hope God is with you all the time Be good be well and I'll see you soon...