Ukraine, Südwesten

 

  1. Juli 2021

 

 

 

Nun sind wir ein paar Tage in der Ukraine und versöhnen uns langsam mit diesem Land. Die Straßen sind gar nicht überall, sondern nur meistens (sehr) schlecht. Und es gibt schon auch Plätze, an denen sich das Verweilen lohnt. Wenn auch nicht immer dort, wo man sie gern hätte. Die Menschen sind freundlich, meist zurückhaltend und irgendwie auch nicht auf Touristen eingestellt. Wir haben bisher kein einziges ausländisches Kennzeichen entdecken können. Vor Kuschelcampern sind wir so allerdings bisher auch bewahrt worden.

 

Vor L'wiw (Lemberg) haben wir auf einem Waldwanderpakplatz gestanden, der sehr nah an einer großen Zufahrtsstraße in Richtung Zentrum war. Am späten Abend, als wir von unserer Nachtrunde zurückkehrten, sprach mich dort ein junger Ukrainer an. Woher wir kommen? Wohin wir wollen? Wie alt das Auto ist? Es wäre sein großer Traum in so einem „Hippiebus“ zu reisen. Und während wir aus Deutschland in die Ukraine reisen, würde er gern mal nach Deutschland oder in die Schweiz.

 

Nach L'wiw haben wir auf einem kleinen Wanderpakplatz gestanden, der ebenfalls sehr nah an einer vielbefahrenen Straße lag.

 

Zwischendurch waren wir einmal quer durch L'wiw gefahren, hatten die Altstadt bewundert und uns durch den dichten Straßenverkehr geschaukelt. Man merke, dass die Ampel nur dreimal blinkt und dann ist sie wirklich sofort rot. Die Ukrainer fahren rasant aber rücksichtsvoll.

 

Es folgte dann ein sehr schöner und ruhiger Platz am Fluss Stryi. Dort waren wir zwei Nächte allein und konnten mit den Hunden sogar ins Wasser. Ein heftiges Gewitter hat uns dort in der ersten Nacht eine kurze Abkühlung verschafft. Am Tag nach dem Gewitter trieben ganze Baumstämme flussabwärts und gleichzeitig sahen wir im Netz die Bilder der Überschwemmungen aus Deutschland. Hier war der Flusspegel nur leicht angestiegen.

 

 

 

Nun arbeiten wir uns langsam am Fluss entlang in Richtung Karpaten vor. Wir müssen Kleidung waschen und brauchen deshalb Wasser. Da der Fluss in Folge des Gewitterregens leicht schmutzig war, fiel er als Wasserquelle aus. Zum Einweichen hatten wir noch Regenwasser aufgefangen. Nun musste die Wäsche noch ausgepült werden. Kurz vor Stryi, der Stadt zum Fluss, standen einige PKW am Straßenrand. Dort, unter einem Blechdach, lief aus vier Hähnen Wasser aus einer Wasserleitung in einen Trog, bevor es versickerte. Die Einheimischen füllten sich hier Kanister ab und luden diese in ihre Kofferräume. Wir konnten unsere Klamotten endlich ausspülen, während ein alter Mann drei Kühe an unserer Olga vorbeiführte und ein kleiner schwarzer Hund in den nächsten Ort rannte.

 

Solange man in der EU bleibt, kann man weiterhin bei all den bekannten Einkaufsmärkten shoppen gehen, die man aus der Heimat kennt. Das Sortiment variiert nur leicht. All die bekannten Namen sucht man in der Ukraine vergebens. Es gibt dafür andere. Interessanterweise merkt man vielem Obst und Gemüse an, dass es einen weiten Weg hinter sich hat. Aber die Qualität der Tomaten und Gurken ist gut. Und überhaupt kauft man Obst und Gemüse besser an einem Marktstand, wo es qualitativ hochwertiger und preiswerter ist.

 

Ein schon fast vergessener Genussartikel, ist uns hier nun wiederbegegnet – die Roshen-Schokolade. Aufgrund von Sanktionen der EU gegen den ehemaligen Politiker und heutigen Süßwarenhersteller Poroshenko, gibt es diese Marke in Deutschland nicht. Wir kannten sie bisher nur aus Rumänien, das sich nicht an den Sanktionen beteiligt.

 

In der Ukraine ist auch der Geruch des Straßenverkehrs anders. Es mischen sich hier deutlich mehr Abgase älterer Motoren mit ein. Und die Hitze, die vom welligen Asphalt aufsteigt bringt ebenso den Geruch alten Straßenbelags mit ein in das Duftensemble.

 

Heute haben wir wieder einen Platz am Fluss gefunden. Etwas abseits der großen Straße und da es hier an großen Bäumen mangelt, haben wir erstmals unsere Plane als Schattenspender an einer Seite des Autos aufgespannt.

 

 

 

Lektüreempfehlung: „Buntland“ von Oliver Lück, der in seinen 16 Reportagen jeweils einen Menschen aus jedem deutschen Bundesland porträtiert. Darunter eine Sterneköchin aus Thüringen, ein Ornithologe aus Sachsen und ein Asylsuchender aus Hamburg. Allesamt ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, mit sehr unterschiedlichen Herkünften, Lebensweisen und Idealen. Aber alle eint, dass sie dem oft grauen Deutschland etwas Buntes geben.

 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Michael und Anke (Samstag, 17 Juli 2021 15:52)

    Sehr vielsagende, schöne Bilder. Auch eure Reisebeschreibungen lesen wir gern und warten schon immer auf neue Berichte. Euch weiterhin eine tolle Reise und viele schöne Erlebnisse.

  • #2

    Anke Schielke (Donnerstag, 22 Juli 2021 11:53)

    Hallo Ihr zwei,

    bin erst heute dazu gekommen euch zu "folgen".
    Es sind wunderbare Berichte und ich freue mich für euch. Ein bissl Bewunderung ist auch dabei. Wobei es mir viel zu anstrengend und unkomfortabel wäre.

    Gute Fahrt

    Gruß aus Bayern:-)