Ukraine, Dnistertal

 

Als wir oberhalb des Dnister-Canyons stehen, kann man sehr weit über den Fluss und die Gegend schauen. Rechts liegt im Knick die Kleinstadt Salischtschyky. Die steilen Hänge, die der Dnister hier auf einer Gesamtlänge von 250 Kilometern in den Boden gespült hat, sind bis zu 160 Meter hoch. Seit 2010 ist dieser Flussabschnitt Nationaler Naturpark und gilt als besonders schützenswert.

 

Vor uns breiten sich Solaranlagen aus, die noch relativ neu ausschauen. Dort unten haben wir direkt am Fluss die letzte Nacht verbracht. Heute stehen wir oben, denn obwohl man hier den Verkehr auf der nahen Straße hört, stehen wir hier allein. Der Dnister fließt von den Karpaten bis ins Schwarze Meer und begegnet uns so vielleicht nicht zum letzten Mal.

 

 

 

Wenn Ihr an die Ukraine denkt, was fällt euch dann ein? Nicht so viel wie zu Italien oder England, oder? Obwohl die Ukraine ein so großes europäisches Land ist und auch gar nicht so weit entfernt, wussten wir bisher kaum etwas darüber. Doch das ändert sich langsam. Wir haben L'wiw (Lemberg) auf einer Stadtrundfahrt gesehen. Wir waren an verschiedenen Stellen in den Karpaten unterwegs. Wir sind entlang des Grenzflusses Theiß gefahren, auf dessen anderer Uferseite bereits Rumänien liegt. Und bevor wir noch einen riesigen Stausee, eine kleine Wüste, einen rosafarbenen See, die ukrainische Schwarzmeerküste und noch viel mehr gesehen haben, ging es heute unter die Erde.

 

 

 

Die weltweit längste Gipshöhle, die Optimist-Höhle (http://optymistychna.com/de/), liegt unter der Ukraine. Bis heute hat man Gänge mit einer Länge von 262 Kilometern vermessen und ist noch lange nicht am Ende. Unser Guide Viktor meint, es könnten locker bis zu 2000 Kilometer sein. Der Höhleneingang liegt nahe dem kleinen Ort Koroliwka, der wiederum zwischen Ternopil und Czernowitz zu finden ist.

 

Bei Ankunft in Koroliwka fällt an der Hauptstraße ein ungewöhnliches Haus auf. In weiß und gelb angestrichen, mit großem Tor und Fledermaus am Eingang. Die Basis der Höhlenforscher. Ihre touristischen Führungen sollen zur Finanzierung des Projektes beitragen. Man kann Führungen verschiedener Zeitspannen buchen und auch manch anderes Highlight. Taucher können zum Beispiel in den unterirdischen Seen auf Tauchgang gehen. Und heiraten kann man da unten auch.

 

Zunächst bekommen wir unsere Höhlenkleidung und einige Sicherheitshinweise. Mit Overall, Helm und Kopflampe stiefeln wir in den nahegelegenen Wald. Dort erreichen wir 10 Minuten später eine unscheinbare Metalltür. Hätte auch der Eingang eines alten Bunkers sein können. Viktor, unser Höhlenführer heute, arbeitet hier schon in dritter Generation ehrenamtlich. Sein Großvater gehörte hier zu den ersten Höhlenentdeckern.

 

Im Vorfeld hatten wir uns Gedanken gemacht, was auf uns zukommen könnte. Ganz so extrem wollten wir es nicht haben. Und weil die Hunde im Auto warten mussten, buchten wir eine Tour für insgesamt vier Stunden. Dafür zahlten wir 2360 Griwna, also etwa 74 Euro für zwei Personen. 2000 Griwna kostet die Tour bis 10 Personen immer, wir gönnten uns den Luxus einen englischsprachigen Guide vier Stunden für uns allein zu haben. Der Rest ist der Klamottenleihbetrag.

 

Gleich zu Beginn bleibt einem nur noch der Schein der Kopflampe. Angenehme 10 Grad Celsius empfangen einen und die ersten Meter legt man auf allen vieren zurück. Später kann man aufrecht weitergehen. Oft muss man sich durch schmale Abschnitte durchwinden und ab und an gibt es größere Räume. Neben allerhand Kristallen, kann man einige Lehmskulpturen bewundern. Außerdem führt uns Viktor zu einem Camp der Höhlenforscher, wo er bereits einmal ganze zwei Monate unter Tage verbracht hat. Den unterirdischen Balaton-See erreichen wir auch und dürfen sogar reinstes Höhlenwasser verkosten – schmeckt gut.

 

An einer Station bietet uns Viktor an, die Kopflampen kurz auszuschalten. Die absolute Dunkelheit umhüllt uns nun. Augen geöffnet oder Augen geschlossen – völlig egal hier unten, kein Unterschied wahrnehmbar. Dazu kommt die Stille. Absolut keine Geräusche, außer unseren Atemzügen. Das macht in wenigen Sekunden unfassbar glücklich.

 

Es sei nochmal erwähnt, dass diese Höhle auf natürlichem Wege entstanden ist. Alles, was man dort unten sieht und jeder Gang ist ein einzigartiges Werk der Natur. Es wurden weder Wege angelegt, noch Strom verlegt. Zudem wird in dieser Höhle von Speläologen (Höhlenforschern) weiterhin und hauptsächlich wissenschaftlich geforscht. Ein Besuch lohnt allemal, wenn man sich das Abenteuer in der Dunkelheit und all der Enge zutraut.

 

Nach unserer Tour, noch ganz berauscht von all den Eindrücken, erschlägt uns über Tage die Hitze. Gerade eben noch bei 10 Grad geschwitzt und nun bei 28 Grad gefühlt wie in der Sauna angekommen. Zu Fuß geht es für uns ins Dorf zurück, wo wir unser Equipment abgeben und Viktor uns noch einige Tipps für die Weiterreise mit auf den Weg gibt. Und dann will er natürlich noch unsere Hunde sehen ...

 

Wer jetzt Lust auf dieses wirklich einmalige Erlebnis bekommen hat, kann sich ganz einfach auf Deutsch per Whatsapp oder Anruf an Olga wenden: +49 176 51963857

Mit ihr könnt ihr Termin und Uhrzeit absprechen, alle richten sich nach euch, es gibt keine festgelegten Zeiten.

Außerdem erklärt sie euch was es für verschiedenen Touren (Dauer, Schwierigkeitsgrad) gibt, die man in der Höhle gehen kann und was diese kosten. Dann spricht sie das mit ihren ukrainischen Kollegen ab und ihr müsst euch um nichts kümmern. Das alles macht sie ehrenamtlich - um die Höhle als Touristenatraktion zu etablieren und zu erhalten.

Denn es gäbe von Seiten der ukrainischen Behörden wohl auch Pläne für den Gipsabbau....

 

Unser Tipp: lasst euch das nicht entgehen!

 

 

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