Auf unserer Reise wechseln sich die ruhigen, entspannenden Tage mit den ab, die voller neuer Eindrücke und Erlebnisse sind. In groben Worten ausgedrückt, zieht es uns nach Süden. Wenn jemand uns danach fragt, nennen wir Odessa. Das lässt sich leicht aussprechen und das kennt jeder dem Namen nach. In Wirklichkeit wollen wir gar nicht unbedingt nach Odessa, sondern träumen schon jetzt von einem wunderschönen Platz am Schwarzen Meer. Aber dazu später mehr.
Nach unserem Besuch am Dnister-Stausee zog es uns lange über das weite Land mit seinen unzähligen Sonnenblumenfeldern. Wir kamen an der kleinen Stadt Bar vorbei. Kurz danach entdeckten wir eine Stelle, wo der kleine Fluss Riv angestaut wurde. Daneben steile Wände aus Sand und Gestein mit Schwalbenhöhlen. Dazwischen kleine Wiesen mit Weiden. Unter einer dieser Weiden fanden wir Schatten und blieben ein paar Tage. Das Wasser war leider von schlechter Qualität. Man sah tote Fische an der Oberfläche schwimmen. Wir wanderten mit dem Schatten der Weide, bekamen mehrmals am Tag Besuch von einer Herde Kühe, die dort von zwei Hirten vorbeigetrieben wurde und ließen es uns gut gehen.
Ein paar Tage später, fanden wir in Vinnycja zum ersten Mal in einem Geschäft Tofu, das zudem noch außergewöhnlich schmackhaft war. Das bereits würzig eingelegte Tofu der Marke „Zelena Korova“, zu deutsch „Grüne Kuh“, kann man sowohl kalt genießen, als auch erhitzt. Wie wir über die Seite www.ukrainer.net herausgefunden haben, handelt es sich um ein junges Unternehmen aus L'viv (Lemberg), das seit 2014 exisitiert und das Tofu selbst herstellt.
Seit wir aus den Bergen raus sind, gestaltet sich die Suche nach Wasser für unsere Dusche und unsere Wäsche schwieriger. Selbst die sonst üblichen Wasserentnahmequellen auf Friedhöfen gibt es in der Ukraine nicht. Hier stehen meist Kunstblumen in prunkvollen Arrangements auf den Gräbern. So fragen wir an Tankstellen nach Wasser und sind bisher auch nie abgewiesen wurden.
Weiter führte unser Weg nach Uman. Dort hat man die Möglichkeit auf der M05/E95 weiterzufahren. In nördlicher Richtung erreicht man so Kiew und in südlicher Richtung Odessa. Hier erleben wir zum ersten Mal eine Autobahn und sind vom rasanten Tempo fast ein bisschen überrumpelt.
Natürlich könnten wir die Straßenqualität genießen und einfach bis Odessa durchfahren. Aber was nützt es uns? In der Ukraine sind bis Ende August Ferien. Dementsprechend voll wird es am Meer sein. Da gondeln wir lieber noch etwas durch die Pampa und freuen uns, wenn wir einen Platz finden, der Schatten bietet, eine Bademöglichkeit und Ruhe. Gesucht und gefunden!
Wir haben die Autobahn verlassen, sind durch Pervomajs'k gekommen und dann, an einem Samstag, erneut an einem gestauten Fluss gelandet, in dem wir diesmal sogar baden konnten und die Hunde auch. Da wir unser nächstes Ziel nicht am Wochenende besuchen wollten, blieben wir bis Montag.
Wenn ich die Landschaft in wenigen Worten beschreiben müsste, würde ich von unzähligen Sonnenblumenfeldern erzählen. Dazwischen Mais und bereits abgeerntete Getreidefelder und immer wieder kleine Seen, oft mehrere hintereinander. Das sind dann meist angestaute Flüsse. An diesen Orten trifft man immer auf Angler. Die großen Fernstraßen sind in Ordnung, obwohl man auch hier achtsam fahren muss, um kein Schlagloch zu übersehen. Die Nebenstraßen sind Huckelpisten mit Löcher, Bodenwellen und Abschnitten ohne Asphalt. Die Dörfer sind klein, meist entlang der Straße angesiedelt. In jedem Dorf gibt es mindestens einen kleinen Laden und oft auch kleine Kneipen. Die Gärten der Häuser sind üppig bepflanzt mit Gemüsepflanzen, Wein und Obstbäumen. Sehr oft laufen darunter Hühner und Gänse frei am Straßenrand umher. Die Landschaft ist größtenteils flach, wird aber hier und da von kleinen Wellen gezeichnet.
Heute haben wir zwei Canyons besichtigt. Bei über 30 Grad fuhren wir zunächst an den südlichen Bug. Der Fluss wird hier zur Erzeugung von Strom durch ein Pumpspeicherkraftwerk genutzt. Oberhalb der steilen Uferhänge hatten wir von einem kleinen Denkmal einen hervorragenden Blick auf Fluss und Kraftwerk.
Von dort ging es weiter nach Aktove. Würde man zufällig durch dieses Dorf fahren, könnte man nicht erkennen, worin seine Besonderheit liegt. Mal abgesehen davon, dass wohl keiner zufällig durch dieses Dorf kommt.
Ein kleiner Fluss schlängelt sich hier, umgeben von riesigen Felswänden durch ein Tal. Auch im Fluss selbst liegen die Felsen kreuz und quer verstreut. Teilweise ragen sie über die Wasseroberfläche hinaus. Ein kleiner Pfad windet sich parallel zum Wasser durch dichtes Gestrüpp und weitere Felsen an Land. Das wir das Wochenende abgewartet haben, erweist sich als richtige Entscheidung. Heute konnten wir sogar ungestört zwischen den großen Felsen baden gehen.
Am Nachmittag finden wir dann in der Nähe eines alten Steinbruchs einen schattigen Platz und können hier auch nochmal in einem der offen gelassenen und gefluteten Steinbrüche schwimmen.
Lesetipps:
Linda Leaming
Das glücklichste Land der Welt
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Und damit kommt man als Leser schon ziemlich nah heran an die Geheimnisses der glücklichen Bhutaner, die so ganz anders an das Leben herangehen, als die meisten westlich geprägten Menschen.
Clara Bensen
No Baggage
Das Buch beschreibt ein Reiseexperiment. Zwei Amerikaner buchen einen Flug nach Europa und einen Rückflug drei Wochen später aus einem anderen europäischen Land. Sie nehmen nichts mit, außer Geldkarte und Handy und haben den Anspruch möglichst wenig Geld auszugeben. Sie organisieren nichts im Voraus. Das Buch reflektiert Reisen als Möglichkeit spontan, aufmerksam und vertrauensvoll zu leben, die eigenen Sinne zu schärfen und sich überraschen zu lassen.
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Dennis Gastmann
Atlas der unentdeckten Länder
Wer weiß wo Transnistrien liegt oder wie man nach Athos kommt? Was zeichnet die Bewohner der Pitcairn Island aus? Wer gerade keine Möglichkeit hat, das vor Ort herauszufinden sollte dieses Buch lesen. Es ist ein Genuss!
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